Mit Empörung und Entsetzen reagierten der BCG und andere Conterganopfer auf die Offerte der Grünenthaleigentümer-Familie Wirtz, „freiwillig” 50 Millionen Euro – und das in mehreren Schritten – in die bestehende Conterganstiftung einzuzahlen, um den Contergan-Skandal für sich zu einem Abschluss zu bringen.
„Das ist ein Skandal nach dem Contergan-Skandal! Angesichts eines Ursprungsschadens von 5 Milliarden Euro und dem Umstand, dass die Wirtz-Familie ihren Milliardenreichtum nur auf das 40 Jahre andauernde Elend der Conterganopfer aufbauen konnte, hätten wir von dieser Familie zumindestens den Anstand erwartet, dass sie das Schicksal der Geschädigten mit einer solchen billigen Offerte nicht erneut verhöhnt.” sagt Andreas Meyer, 1. Vorsitzender des BCG – Bund Contergangeschädigter u. Grünenthalopfer e.V.
Auf die ca. 2800 Conterganopfer verteilt würde die Zahlung von 50 Millionen Euro einen durchschnittlichen Betrag von weniger als 18.000 Euro pro Geschädigten ausmachen.
In England hat 2005 die Firma Diageo, die den früheren englischen Contergan/Thalidomid-Lizenznehmer Distillers aufgekauft hat, an die dortige Conterganopfer-Stiftung 200 Millionen Pfund ausgezahlt. Zuvor hatte sich Diageo verpflichtet, insgesamt 27 Jahre lang jährlich 2,5 Millionen Pfund in die englische Stiftung einzuzahlen. Für die etwa 455 englischen Betroffenen macht das einen Gesamtbetrag von 267.500.000 Pfund aus. Für jedes englische Contergan-Opfer zahlt Diageo im Durchschnitt demnach fast 600.000 Pfund.
Nach eigenen Angaben machte Grünenthal noch vor Kurzem einen Jahresumsatz von 800 Millionen Euro. Auch möchte Grünenthal in die USA expandieren. „Die einmalige 50 Millionen-Offerte zahlt Grünenthal aus der Portokasse. Und als Zahlung an die gemeinnützige Contergan-Stiftung kann Grünenthal diesen Betrag auch noch von der Steuer absetzen.” so Meyer weiter.
Der Bundesverband Contergangeschädigter e.V. feiert die 50 Millionen-Offerte Grünenthals als „historisch”.
„Historisch ist daran nur, dass Grünenthal es sich 50 Millionen Euro kosten läßt, um aus den negativen Schlagzeilen zu kommen.” so Meyer.
Der BCG ruft weiterhin zu einem Totalboykott der Produkte von Mäurer & Wirtz, den Dalli-Werken und nun auch der Firma Grünenthal auf (Bitte lesen Sie hierzu unbedingt…). Alle diese Firmen gehören der Familie Wirtz.
„Unterstützen Sie uns weiter! Lassen Sie es nicht zu, dass Sie als Steuerzahler die Zeche für ein Unternehmen zahlen, dessen Eigentümer offenbar nur aus unmenschlichen und sozialschädlichen Motiven handeln können.” appelliert Meyer an die Öffentlichkeit.
Die obenstehende Presseerklärung kann hier herunter geladen werden: