Contergan – Hintergründe
Es ist schon erschreckend, wie wenig unsere Mitbürger – und vor allem die Contergangeschädigten selber – über den Conterganskandal wissen. Umso schlimmer ist, dass diese Unwissenheit Methode hat. Von Anfang an wurde ein justiziabler Präzedenzfall für die gesamte pharmazeutische und chemische Industrie verhindert. Es sollte verhindert werden, was das Selbstverständnis eines jeden Rechtstaates ist und selbst nach jedem normalen Autounfall für jedermann gilt; nämlich, dass der Schädiger sich für den gesamten angerichteten Schaden verantworten und dafür aufkommen muß.
Mit 10 Milliarden DM wurde das Ausmaß unserer ursprünglichen Gesundheitsschäden bereits zur Zeit des Conterganstrafprozesses beziffert. Die heutigen Folgeschäden sind darin noch nicht enthalten. Bei etwa 2.800 Geschädigten wären das unabhängig vom Schadensgrad pro Kopf durchschnittlich ca. 3.571.428,- DM gewesen. Der Geldwertzerfall bis heute ist darin noch nicht berücksichtigt. Aus der Not heraus verzichteten unsere Eltern damals durch einen Vergleich auf dieses Geld und sollten dafür eine direkte Zahlung von einmalig 100 Millionen DM erhalten. Das Contergan-Strafverfahren wurde daraufhin wegen Geringfügigkeit eingestellt. Aber auch dieses Geld ist uns nicht geblieben. Grünenthal klagte es von unseren Anwalt und Treuhänder heraus und brachte es in eine staatliche Conterganstiftung, ein. Diese Conterganstiftung, verhinderte durch eine Gesetzesbestimmung für alle Zukunft, dass wir von Grünenthal Schadensersatz für unsere Folgeschäden einklagen können.
Die Folgen kennen wir alle: Unsere bis heute nicht dynamisierte Rente reichte bis im Jahre 2013 noch nicht mal für den Lebensunterhalt und Altersvorsorge geschweige denn für Pflege, Hilfsmittel, Auto und den behinderungsbedingten Mehraufwand usw. Während Grünenthal im Lichte hoher Gewinnspannen steht, müssen und mussten wir uns dies alles bei den Sozialleistungsträgern mühsam erbetteln. Und auch nach 2013 zahlt die Verbesserung der Leistungen der Conterganstiftung, nur der Steuerzahler aber kein Cent die Firma Grünenthal GmbH oder deren Eigentümer, die Familie Wirtz aus Stolberg bei Aachen.
Unsere Regierungsvertreter, die sich bei Steuerhinterziehungen mit auffälligen Gesten stets medienwirksam echauffieren, kumpanieren offen mit dem Wirtz-Clan (Michael Wirtz, Hermann Wirtz, Franz Wirtz, Andreas Wirtz) und deren Firma Grünenthal GmbH, wenn es darum geht, ihnen auch nur einen verschwindend geringen Anteil der Beteiligung an einem an die Conterganopfer gezahlten Schadensersatz zu ersparen.
Dabei war und ist für die Conterganopfer stets unsicher und wird in Zukunft immer unsicherer sein, ob sie die staatlicherseits vollmundig versprochenen Leistungen auch weiterhin erhalten werden. Denn die Leistungen der Conterganstiftung sind nicht wirklich dynamisiert, weil die angebliche Dynamisierung sich nicht an den Geldwertzerfall orientiert. Ferner kann das Stiftungsgesetz jederzeit durch einfaches Gesetz aufgehoben oder geändert werden. Und bei den meisten wird sich der Gesundheitszustand Folgeschäden bedingt auch noch verschlechtern. Ohne die Gesetzesbestimmung hätte Grünenthal für alle unsere Schäden und dadurch erzeugten Bedürfnisse aufkommen müssen, die auf Thalidomidschäden zurück zuführen sind.
Möglich war dies nur, durch ein einzigartiges Zusammenspiel von wirtschaftlicher Macht und politischer Korruption, das bis in die Justiz hinein reichte. Aber vor allem war es möglich, weil es der Familie Wirtz über ihr Unternehmen Grünenthal jahrzehntelang gelang, sowohl den damals schon durch etliche Korruptionsskandale geschüttelten Bundesverband als auch die staatliche Conterganstiftung für sich zu intrumentalisieren. Zu Grünenthals Gunsten haben die damaligen Funktionäre des Bundesverbandes und auch die der Conterganstiftung uns und unsere Eltern systematisch falsch unterrichtet und gegen unsere Interessen gehandelt. Bis zu ihrem Amtsrücktritt diffamierten man im Bundesverband jeden als verbittert und versponnen, der gegen Grünenthal vorgehen wollte. Und die Saat ging auf: Viele Betroffene glaubten ihnen und halten bis heute an ihnen fest. Dies führte zu vielen unnötigen Auseinandersetzungen unter uns. So gelang es Grünenthal einen Keil zwischen uns zu treiben, der bis heute verhindert, dass wir gemeinsam unsere Rechte einfordern.
Auch die von Grünenthal selbst gegründete Grünenthal-Stiftung zur Unterstützung von Thalidomidbetroffenen dient dem alleinigen Zweck, Schadensersatzleistungen im In- und Ausland zu vermeiden und nach wie vor den Eindruck aufrechtzuerhalten, dass der gesamte Conterganskandal nur ein bloß unglückliches Ereignis, eine bloße „Tragödie“, gewesen ist, dem man zum Ausgleich der angeblichen Mängel des Sozialstaates Deutschland mit Almosen wie zum Beispiel „Rollstühle, Hörgeräte, Badezimmeranpassungen, Umbauten von Pkw“ entgegen zu kommen bereit ist.
Gleichzeitig werden Conterganopfer im Ausland, die wie in Spanien im November 2013 vor Gericht gegen Grünenthal Millionenbeträge als Schadensersatz erstritten haben, von Grünenthal in einer Stellungnahme für ausgewählte Journalisten vom 20.12.2013 auf perfide Weise indirekt als unverbesserliche und undankbare Querulanten diffamiert, weil sie den Charakter besitzen, von Grünenthal einen Schadensersatz haben und nicht die traurigen Almosen der Grünenthal-Stiftung oder/und auch nicht die staatlichen Leistungen der Conterganstiftung der Bundesrepublik Deutschland haben wollen.
Dies alles und gerade die Tatsache, dass die Leistungen der Conterganstiftung von der Bundesregierung 2013 wesentlich erhöht wurden, ohne dass der Wirtz-Clan und die Firma Grünenthal von der Bundesregierung kein einziges Mal und schon gar nicht durch einen vorsichtigen Versuch dazu bewegt wurden, einen deutlich für Sie spürbaren, eigenen Anteil an dieser Leistungserhöhung mitzutragen, nötigt uns Conterganopfer zu einer Strategieänderung:
- Soll die Bundesregierung doch uns Conterganopfern alles zahlen, was sie uns zu zahlen wünschen vermag.
- Doch soll sie den Bürgern in Deutschland bereits heute durch ein Gesetz einklagbar garantieren, dass die Bundesregierung diese Zahlungen an die Conterganopfer von dem Wirtz-Clan – selbst in 100 Jahren oder mehr – für Deutschland wieder zurückverlangt.
- Erst dann wird anerkannt, dass die Conterganopfer keine Bittsteller auf Sozialleistungen mehr sind sonderen Opfer eines Pharmazieskandals.
- Auf diese Weise verhindern wir als Contergangeschädigte, dass auch die Allgemeinheit dieses Landes zu den heimlichen Opfern des Conterganskandals werden.
- Geben wir uns selbst und den Bürgern Deutschlands diese Würde zurück!!
- Tun wir gerade dies für unser aller Gemeinwohl!!
- Geben wir den Bürgern Deutschlands das zurück, was sie bisher jahrzehntelang für die offen gebliebenen Schadensersatzschulden des Wirtz-Clans gegenüber den Conterganopfern verauslagt haben und noch Jahrzehnte verauslagen müssen!!
- Geben wir jedem Bürger Deutschlands sein eigenes Geld für die Vergangenheit und für die Zukunft zurück!!
- Und nehmen wir es den Staatsschmarotzern in Sachen Contergan Michael Wirtz, Hermann Wirtz, Franz Wirtz, Andreas Wirtz!!
- Durch eine gesetzliche Garantie von der Bundesregierung, daß sie sich in Zukunft oder in der näheren Gegenwart alle vom Bund an die Conterganopfer gezahlten Geldleistungen vom Wirtz-Clan durch ein Bundesgesetz wieder zurück holt!!
- Erst dann können wir von uns sagen, dass wir und alle Bürger dieses Landes in Sachen Contergan etwas gewonnen haben!!
- Erst dann gibt es Gerechtigkeit in Sachen Contergan!!