Der BCG – Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer e.V. nimmt das neuerliche Angebot von Sebastian Wirtz, dem Geschäftsführer der Firma Grünenthal GmbH, mit den Opfern des Conterganskandals sprechen zu wollen, an.
Aufgrund des überwältigenden Echos in der Bevölkerung bezüglich des Contergan-Spielfilms „Contergan – Eine einzige Tablette” und den dazu begleitend ausgestrahlten Dokumentationen und Diskussionsrunden scheint in die Contergansache endlich Bewegung zu kommen.
„Nach fast 40 Jahren entwürdigender Auseinandersetzungen um eine gerechte Entschädigung, die nur dazu führten, dass wir die Opfer der Mäurer & Wirtz- und Dalli-Werke-Tochter Grünenthal GmbH von dieser entrechtet wurden, sehen wir in der Gesprächsbereitschaft von Herrn Sebastian Wirtz eine reelle Chance, den Contergan-Skandal – sowohl für die Firma Grünenthal GmbH als auch uns – zu einem gerechten Ende zu führen.” sagt Andreas Meyer, der 1. Vorsitzende des BCG.
Kritisch wird jedoch vom BCG gesehen, dass Sebastian Wirtz derzeit keine Überlegungen anstellt, eine gerechte Entschädigung zahlen zu wollen.
„Wir hoffen nicht, dass Herr Sebastian Wirtz das Gesprächsangebot lediglich dazu nutzen möchte, das derzeit negative Image Grünenthals und der Familie Wirtz wieder rein zu waschen oder nur Zeit schinden möchte, bis sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bezüglich des Contergan-Skandals wieder gelegt hat.” sagt Michael Rosenberg, der Vermögensverwalter des BCG.
Noch vor kurzem wurde berichtet, dass Sebastian Wirtz zu keinen Gesprächen bereit sei, weil die Debatte um den Contergan-Skandal zu emotional erhitzt sei.
„Gerade die unglaubliche Anteilnahme an das Schicksal der Conterganopfer durch die Allgemeinheit und deren aufrichtiges Rechtsempfinden haben offensichtlich zu der nunmehrigen Gesprächsbereitschaft von Sebastian Wirtz geführt. Daher werden wir unseren Boykottaufruf gegen die Produkte von Mäurer & Witz und der Dalli-Werke solange aufrecht erhalten, bis ein konkretes Ergebnis vorliegt.” sagt Monika Eisenberg, stellvertretende Vorsitzende des BCG.
Der BCG hatte anläßlich des 50. Jahrestages der Markteinführung von Contergan eine Mahnwache vor den Toren Grünenthals abgehalten und dort zu einem allgemeinen Boykott der Mäurer & Wirtz-Produkte „Tabac”, „Nonchalance”, „Tosca” und „4711″ sowie der Dalli-Werke-Produkte „Dalli-Waschmittel” und dem bei Aldi erhältlichen Waschmittel „Tandil” aufgerufen.
Täglich gehen beim BCG hunderte von Emails aus der Bevölkerung ein, in denen die Menschen ihre Bereitschaft zum Boykott erklären und nach Produktlisten fragen. Einzelne Bürger wurden selbst aktiv. In einem offenen Internet-Brief an die Aldi-Kette heißt es: „Es wäre bedauerlich, wenn zukünftig Aldi via Tandil mit dem Contergan-Skandal assoziiert werden würde.”
„Diese Resonanz haben wir nicht erwartet. Wir schaffen es nicht mehr, die Flut von Anfragen zu beantworten. Wir werden es aber weiter versuchen. Wir sagen an dieser Stelle schon einmal ein herzliches Dankeschön.” sagt Andreas Meyer, 1. Vorsitzende des BCG.
Als Verhandlungsbasis betrachtet der BCG folgende Punkte:
Eine einmalige oder ratenweise Zahlung von durchschnittlich 1,8 Millionen € für jedes Conterganopfer
oder
1. sofortige Verfünffachung und wirkliche Dynamisierung sowie Weiterführung der Conterganrenten in Form einer Aufstockung des Stiftungskapitals durch die Firma Grünenthal GmbH oder die Errichtung einer gesonderten Stiftung mit den oben genannten Leistungen (die Bundesleistungen durch die Conterganrenten Stiftung könnten damit aufgehoben werden).
2. Überführung der Stiftung in die Selbstverwaltung der Conterganopfer.
3. eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von durchschnittlich je mindestens 200.000,-€ für jedes Conterganopfer.
4. Gewährung einer dynamisierten Altersrente ab dem 50. Lebensjahr in Höhe der durchschnittlichen Pension eines Beamten zusätzlich zur obigen Conterganrente z.B. durch Aufnahme der Conterganopfer in die Pensionskassen des Mäurer & Wirtz-Dalli-Werke-Grünenthal-Konsortiums.
5. Unterstützung bzw. Übernahme der Kosten für Hilfsmittel bis zum Lebensende sowie Freistellung der Nachkommen der Geschädigten von Zuschüssen zu den ggf. anfallenden Pflegekosten in Heimen etc.
6. Einbeziehung der bisher nicht abgefundenen Conterganopfer in Spanien, Italien, Frankreich (etwa 200) in das obige Leistungssystem.
7. Abschaffung sämtlicher bürokratischer Hemmnisse im Bereich der verbleibenden Ansprüche gegenüber behördlichen / öffentlichen Leistungen.
8. Weltweite Einstellung sämtlicher Gerichtsverfahren gegen die Ausstrahlung des Conterganfilms „Eine einzige Tablette”.
„Die Grünenthaleigentümer-Familie Wirtz kann den angerichteten Schaden in Höhe von 5 Milliarden € nicht sofort bezahlen. Daher bedarf es eines Maßnahmenbündels um die Situation der Conterganopfer bestmöglich zu verbessern unter Erhaltung des Schädiger – Unternehmens.” sagt Michael Rosenberg, Vermögensverwalter des BCG.
Die obenstehende Presseerklärung kann hier herunter geladen werden: